Das griechisch-orthodoxe Oster Fasten: Die Sarakosti

Bild: Olga Kriger via Canva.com

Das griechisch-orthodoxe Oster Fasten: Die Sarakosti

Das Fasten (griechisch = η νηστεία Aussprache i nistia)

Ein orthodoxer Grieche lebt sein Leben im Glauben an Jesus‘ Auferstehung. Die wichtigste Fastenzeit für orthodoxe Christen ist das griechische Osterfasten. Es soll dabei helfen, den Charakter des Gläubigen zu stärken und zu verbessern.

Während dieser Zeit konzentrieren sich orthodoxe Christen auf die Lehren des Evangeliums und versuchen, ihr Leben auf das Wesentliche zu beschränken.

Interessant: Evangelium bedeutet „Belohnung für das Überbringen guter Botschaft“ oder auch die frohe Botschaft an sich. (Griechisch: τὸ εὐαγγέλιον Aussprache = to evangelion)

In Griechenland nennt man diese Fastenzeit Sarakosti (σαρακοστή, von σαράντα = Vierzig), da sie 40 Tage andauert. Sie ist eine Widmung an die ebenfalls vierzigtägige Fastenzeit Jesu in der Wüste. 

Warum fastet man überhaupt?

Immer, wenn Jesus zu Gott sprechen wollte, zog er sich an einsame Orte zurück. Denn somit verschaffte er sich Klarheit über seine Mission. Er ging also zum Beten, und um alleine zu sein, in die Wüste. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass er dort keine vollwertige Nahrung hatte.

Byzantinisches Mosaik von Maria, Jesus und Johannes dem Täufer in der Agia Sophia, Konstantinopel / Istanbul

Orthodoxe Christen möchten die Geschichte von Jesus‘ Leiden und Sterben besser verstehen und ihm damit Ehre erweisen. Das nennt man die Passionsgeschichte. Das Wort „Passion“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet leiden, erdulden, durchstehen.

Orthodoxe Griechen glauben auch, dass man durch eine bestimmte Einstellung, die man apathisch nennt, zu einem intensiven Glauben und guten Taten kommen kann. Das Wort „Apathie“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet eine innere Ruhe und Gelassenheit gegenüber Schicksalsschlägen oder anderen Einflüssen. In dieser Zeit ziehen sich orthodoxe Christen zurück und beschäftigen sich mit ihrer inneren Einstellung.

Das Fasten in der orthodoxen Kirche ist eine Art Übung, die man Askese (Griechisch = ασκητισμός, Aussprache askitismós) nennt. Das bedeutet, dass man sich selbst aus religiöser Motivation schult und übt. Das Wort „Askese“ kommt auch aus dem Griechischen.

Das Fasten startet immer 40 Tage vor Ostern und somit in jedem Jahr zu einem anderen Zeitpunkt. Was aber immer gleich ist: Die Fastenzeit beginnt mit dem sogenannten Kathara Deftera, dem sauberen Montag, der üblicherweise im Kreise der Familie gefeiert wird und an dem auch ein Drachen in die Luft gelassen wird. Noch mehr Informationen zum Kathara Deftera findest du in diesem Highlight bei Instagram.

Welche Auswirkung hat das Fasten mental auf dich?

Für alle Menschen, die sich dafür interessieren, bietet die Sarakosti jedes Jahr eine Gelegenheit, um darüber nachzudenken, warum man auf der Welt ist, woher man kommt und welchen Weg man im Leben geht. Man kann sich fragen, welchen Weg man in Zukunft gehen möchte. Orthodoxe Christen glauben, dass die Sarakosti ihnen dabei hilft, das Leben nach christlich-orthodoxer Vorstellung besser zu verstehen und Dinge in seinem Leben zu überdenken.

Welche Auswirkung hat das Fasten auf deinen Körper?

Das Fasten hat im orthodoxen Glauben auch einen gesundheitlichen Aspekt. Es soll helfen, den Körper und Geist zu reinigen und zu erneuern. Das bedeutet, dass man in dieser Zeit auf bestimmte Nahrungsmittel und Genussmittel verzichtet. Zum Beispiel gibt es in der Sarakosti eine strikte Regel, dass man kein Fleisch, keine Milchprodukte und keine Eier essen darf. Stattdessen isst man vor allem Gemüse, Obst und Nüsse. Durch das Fasten soll der Körper entgiftet und gestärkt werden, was auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Was man genau essen darf und wann, findest du weiter unten.

Welche Lebensmittel sind vom orthodoxen Fasten „betroffen“?

LebensmittelIcon
Wein🍷
Öl🟡
Fisch🐟
Fleisch🍖
Milchprodukte🥛
Eier🥚

Was darf man beim orthodoxen Fasten essen und was nicht?

Es gibt verschiedene Arten von Fasten in verschiedenen Traditionen. Während der Fastenzeit sollte man weniger und anders essen als sonst. An Samstagen und Sonntagen darf man etwas mehr essen. Aber beten und nicht sündigen ist wichtiger als das Essen. Jeder Gläubige sollte mit Gott, sich selbst und einem Priester sprechen, um seine eigenen Regeln zu machen. Heute fasten nicht viele Leute so strikt wie früher, aber in der Karwoche fasten noch viele.

Dinge, die man wahrend des Fastens nicht essen darf

Wo.Mo – FrSamstagSonntag
1🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🐟🥛🥚
2🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🐟🥛🥚
3🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🐟🥛🥚
4🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🐟🥛🥚
5🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🐟🥛🥚
6🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚🍖🥛🥚
7🍖🐟🥛🥚🍷🟡🍖🐟🥛🥚Fastenbrechen

Hier ist eine Tabelle mit den Fastenregeln der griechisch-orthodoxen Kirche. Es gibt jedoch viele Ausnahmen, die von den Festen abhängen, die in die Fastenzeit fallen. Wenn du sicher sein willst, solltest du deinen Pfarrer nach den Details fragen. Bitte beachte, dass diese Regeln nicht für alle gelten und es Ausnahmen gibt.

Warum darf man in der orthodoxen Fastenzeit trotzdem Meeresfrüchte essen?

In der orthodoxen Kirche darfst du während der Fastenzeit normalerweise kein Fleisch, kein Fisch und keine tierischen Produkte essen. Eine Ausnahme sind Meeresfrüchte, die du essen darfst. Das liegt daran, dass Meeresfrüchte kein rotes Fleisch haben und nicht als „blutig“ angesehen werden. Die Regel stammt aus biblischen Geboten und Traditionen, die das Essen von „blutigen“ Lebensmitteln verbieten.

🍤 Da Meeresfrüchte kein rotes Fleisch haben und weiß sind, sind sie erlaubt.

Griechisches Fasten-Essen: Oktopus, Reis mit Muscheln, griechisches Brot Lagana und Garnelen

Wenn man noch nie gefastet hat, würden wir nicht empfehlen, direkt ein strenges Fasten zu machen. Vielleicht versuchst Du, mittwochs und freitags in der Fastenzeit (und dann das ganze Jahr über) auf Fleisch zu verzichten. Dann im nächsten Jahr, mittwochs und freitags plus die gesamte erste Fastenwoche und die gesamte Karwoche zu fasten. Wenn das ohne Probleme geklappt hat, kann man das Ganze ja ausweiten.

Besondere Ausnahmen in der Fastenzeit: Theotokos und Palmsonntag

Am 25. März wird in der orthodoxen Kirche das Fest der Verkündigung (auch Evangelismos genannt) der Theotokos gefeiert. An diesem Tag und auch am Palmsonntag ist es als Ausnahme erlaubt, Fisch zu essen. Das sind die einzigen Ausnahmen während der Fastenzeit.

In welchen Bereichen kann man noch fasten?

Viele Orthodoxe beschäftigen sich während der Fastenzeit nicht nur mit dem Verzicht des Essens, sondern auch mit einer intensiveren Auseinandersetzung mit sich selbst und der eigenen Religion. Das Fasten ist ein ganzheitliches Konzept und wir möchten dir noch ein paar weitere Ideen geben, auf was man während der Fastenzeit verzichten kann:

  • Negative Gedanken: Versuche dich nicht in negativen Gedanken zu verlieren, sondern einen Blick auf das Positive zu lernen
  • Schlecht über andere Menschen reden: Sich auf sich selbst zu besinnen heißt auch, weniger über andere Menschen zu reden und böse Worte ruhen zu lassen
  • Der Umgang mit Menschen, die dir nicht gut tun: In der Fastenzeit wäre ein guter Start, sich weniger mit Menschen zu umgeben, die dir negative Energien geben
  • Screen-Time: Auch der Verzicht von TV- & Handynutzung oder Social Media-Zeit kann in der Fastenzeit gut tun. Verbringe mehr Zeit mit deiner Familie und deinen Freunden.
Die Metéora Klöster, griechisch Μετέωρα gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe

Interessant zu wissen: In Klöstern gibt es eine besondere Art des Fastens, die Xerophagia genannt wird. Dabei wird bis 15 Uhr komplett auf das Essen verzichtet und danach ist es nur erlaubt, Brot, Früchte und Wasser zu sich zu nehmen.

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