Osterbräuche in Griechenland: 7 wissenswerte Traditionen

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Osterbräuche in Griechenland: 7 wissenswerte Traditionen

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Dass Griechenland ein Land mit vielfältiger Kultur und Tradition ist, die sich von Region zu Region teilweise stark unterscheiden, ist schon lange keine Überraschung mehr.
So gibt es auch an Ostern neben den allgemeinen Bräuchen, einige ganz besondere Traditionen, die je nach Ort fester Bestandteil der Kultur sind. Sieben dieser Osterbräuche, von Krug-Würfen bis hin zu Raketenkriegen, stellen wir euch in diesem Beitrag vor:

Banner griechisches orthodoxes Osterfest

Bekannter Osterbrauch auf Korfu: Die Botides (Ρήξη μεγάλων Μπότηδων)

Um Punkt 11.00 Uhr läuten die Glocken die erste Auferstehung und den Beginn des inzwischen bekannten Osterbrauchs der Botides auf Korfu ein. Riesige Krüge, schlicht oder bemalt, mit Wasser gefüllt und meist mit roten Bändern verziert, werden von den geschmückten Balkonen der Häuser geworfen, um das Böse zu vertreiben. Das große Spektakel findet am zentralsten Punkt, neben dem Liston statt, wo die Menschenmassen bei jedem Wurf jubeln. Gleichzeitig spielt das philharmonische Orchester fröhliche Märsche, darunter „Habt keine Angst vor den Griechen“. Jedoch gibt es verschiedene Theorien darüber, wo dieser Brauch seinen Ursprung findet.

Einige behaupten, dass der Brauch auf die Katholiken zurück zu führen sei. Diese hätten während der venezianischen Herrschaft der Insel zu Beginn eines jeden Jahres ihre alten Sachen weggeworfen, damit das neue Jahr ihnen neues und besseres bringen könne. Die Einwohner Korfus eigneten sich demnach den Brauch an, ersetzten allerdings ihre alten Dinge durch Krüge um mehr Lärm zu verursachen.
Die zweite Theorie besagt, dass die alten Griechen im April den Beginn der landwirtschaftlichen und vegetativen Periode einläuteten. Somit warfen sie ihre alten Krüge weg, um die neuen mit frischen Früchten zu füllen. Heutzutage wird der Brauch oftmals als eine Art Ritual zur Vertreibung des Bösen betitelt.
Wer sich während Ostern auf Korfu aufhält, kann gerne ein Stück der zerbrochenen Krüge mitnehmen und das Jahr über bei sich tragen. Das soll laut der Einheimischen Glück bringen.
Hier kannst du dir den Osterbrauch genauer anschauen:

Die Verbrennung Judas als Teil der Osterbräuche auf Kreta

Auf Kreta ist einer der weitverbreitetsten Bräuche der Karwoche, ein Bild oder eine Strohpuppe von Judas, dem Verräter Jesu, vor der Kirche nach Ende des Mitternachtsgottesdienstes zu verbrennen. Je nach Ort wird der Brauch entweder am Karfreitag oder am Tag der Auferstehung veranstaltet. Besonders beeindruckend und sehenswert ist der Fackelschein des Judas im See von Agios Nikolaos in Lassithi, welchen du in diesem Video sehen kannst:

Zeremonie des Waschbeckens auf Patmos

Am Gründonnerstag findet auf Patmos ein ganz besonderes Ritual statt. Nach der Liturgie im Kloster des Heiligen Johannes, nehmen die Teilnehmer an der Zeremonie des Waschbeckens auf dem Xanthos-Platz teil, bei der der Vorstehende des Klosters den Mönchen symbolisch die Füße besprengt. Dies soll den Akt Jesu darstellen, welcher beim letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße wusch. Diesen Brauch findet man tatsächlich auch in anderen Teilen Griechenlands vereinzelt wieder.

Osterbräuche auf Syros: Katholisch und Orthodoxe Gläubige feiern gemeinsam

Falls ihr denkt, dass es in Griechenland nur orthodoxe Christen gibt: Falsch gedacht! Vielleicht ist Syros der einzige Ort auf der Welt, an dem Katholiken Ostern gemeinsam mit den orthodoxen Christen feiern- ganz unabhängig vom eigentlichen Datum des katholischen Osterfestes. Der Höhepunkt der Tage sind die Prozessionen des Epitaphios, also am Karfreitag, die von allen Gemeinden der Insel ausgehen und durch alle Viertel der Gegend führen. Das Endziel ist in Ermoupolis, wo das feierliche Gebet und die passenden Kirchengesänge vom Chor des Heiligen Nikolaus und der Stadtkapelle gesungen werden. Hier kannst du dir dein eigenes Bild von der Prozession machen:

Einer der ältesten Osterbräuche: Raketenkrieg auf Chios

Einer der ältesten und bekanntesten Osterbräuche Griechenlands, ist der Raketenkrieg auf Chios. Das Dorf Vrondados ist mit seinen bunten Häuschen, kleinen Häfen und malerischen Windmühlen ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Am Abend des Karsamstags jedoch verwandelt sich der eigentlich idyllische Ort in eine Art Schlachtfelt. Denn der Brauch des Raketenkrieges ist sehr alt und wird auch heutzutage noch traditionell eingehalten. Seit den Jahren der osmanischen Besatzung gibt es einen „Konflikt“ zwischen den Gemeindemitgliedern der Panagia Erithiani und den Gemeindemitgliedern von Agios Markos. Diese machen die Nacht zum Tag, indem sie Tausende von Raketen abschießen. Die einen zielen auf die Kuppel und das Emblem von Agios Markos und die anderen auf die Uhr der Panagia Erithiani.

Im diesem Video kannst du das Spektakel von ganz nah betrachten:

Gottesdienst Inmitten der Nacht auf Skiathos

Skiathos ist einer der wenigen Orte Griechenlands, an dem der Osterbrauch der heiligen Stätte von Berg Athos eingehalten wird. Der Gottesdienst zu Karfreitag beginnt in den Kirchen der Stadt bereits um 1 Uhr in der Freitagnacht – gemäß dem Zeitplan des Berges Athos. Die Prozession findet dann schon um 4:00 Uhr morgens statt. Die Atmosphäre auf der Insel ist von Stille und Andacht geprägt, wenn das nachgestellte Grab Jesu (Epitaphios) durch die Straßen der Stadt zieht. Die Kirchensänger rezitieren die religiösen Psalmen und alle Einwohner folgen dem Zug oder beobachten ihn von ihren mit Kerzen beleuchteten Häusern aus.

Bei Ankunft vor der Kirche ruft der erste Priester: ,,Die Tore sollen geöffnet werden“, während ein Mitglied der Kirche den Hades darstellt, sich vor den Eingang der Kirche stellt und das Eintreten verhindert. Dieser antwortet darauf: ,,Was ist dieser König der Herrlichkeit?“. Der Dialog wird dreimal wiederholt. Schließlich stößt der Priester die Tür mit Gewalt auf und betritt den Tempel als Erlöser der Sünder. Am Samstagmorgen um 5 Uhr wird das Licht angezündet und der Gottesdienst beendet. Einen kleinen Einblick dazu gibt es in diesem Video:

Das Burani Fest in Tyrnavos (Larissa)

Einer der bizarrsten und doch unterhaltsamsten Osterbräuche, welcher den letzten ,,schmutzigen Tag’’ vor Beginn der Fastenzeit auszeichnet, findet jährlich in Tyrnavos statt. Dabei handelt es sich um einen dionysischen „Phallus-Brauch“, der zusammen mit dem Karneval, Besucher aus allen Teilen Griechenlands anzieht. Einwohner der Stadt verhauen sich mit unechten Penissen und jagen sich gegenseitig durch die Straßen. Anschließend kommen sie am Marktplatz zusammen um die ,,Burani“ Suppe zu essen und gemeinsam zu trinken und Lieder voller Kraftausdrücke zu singen.
Die ,,Burani“ eine traditionelle Gemüsesuppe der Region, sowie die Karnevalsveranstaltungen in Tyrnavos, gehen auf das Jahr 1898 zurück. Der dionysische „Phallus-Brauch“ hat seinen Ursprung hingegen in Kefalonia. Die Verehrung und vor allem die Prozession mit dem Phallus als Symbol der Fruchtbarkeit, war ein fester Bestandteil der dionysischen Riten, um Fruchtbarkeit und Eugenik zu gewährleisten.

Hier könnt ihr einen Einblick in die diesjährigen Feierlichkeiten ergattern:

Man sieht also, dass die Osterbräuche in Griechenland über das gesamte Land hinweg stark variieren können. Die meisten Traditionen zu Ostern sind jedoch grundlegend gleich gehalten. So wird beispielsweise in ganz Griechenland der Epitaphio von Gründonnerstag auf Karfreitag geschmückt oder traditionell Tsoureki gebacken. Wenn du mehr über die allgemeinen Abläufe zu Ostern in Griechenland erfahren möchtest, schau dir gerne unseren Beitrag zum Thema Griechisches Ostern an!

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